„Skizze,… Philodendron m. Buddha“.
Signiert und datiert. Verso monogrammiert „Rt“, datiert „Dez 19“ und teils unleserlich betitelt. 45 x 55 cm. Mit feinen Krakelüren. Ritschl lebte ab 1908 in Wiesbaden, wo er bis 1919 bei der Landesbank arbeitete. Gleichzeitig hatte er erste Erfolge als Schriftsteller und Bühnenautor. Unter dem Eindruck des Endes des I. Weltkrieges unternahm er erste autodidaktische Malversuche. Ab 1919 konzentrierte er sich ganz auf die Malerei und war als freischaffender Künstler tätig. Bereits im gleichen Jahr wurden seine Bilder erstmals im Nassauischen Kunstverein in den Räumen des Museums Wiesbaden ausgestellt. Die Ausstellung war äußerst erfolgreich, er konnte fast alle Werke verkaufen. Dies bestärkte ihn in seinem Entschluss, sich ganz auf die Malerei zu fokussieren. In Wiesbaden wurde Ritschl in den 1920er Jahren zu einem der wichtigsten Netzwerker der Avantgarde. 1920 besuchte er Conrad Felixmüller in Klotzsche, der zu dieser Zeit über den Sammler Heinrich Kirchhoff mit der Wiesbadener Künstlerszene in engem Austausch stand und ein Bildnis von Ritschl malte. Ab 1923 entwickelte sich eine Freundschaft mit Alexej von Jawlensky, der zwei Jahre zuvor in die Stadt gezogen war. Außerdem war er 1925 mit dem Gemälde „Der Betrunkene“ (Mirus 1924/9) auf der prägenden Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ in Mannheim vertreten (Die Neue Sachlichkeit. Eine Jahrhundertausstellung. Ausst.-Kat. Kunsthalle Mannheim 2024/25, Kat.-Nr. 32 mit Farbabb. S. 68). 1926-30 reiste er mehrfach nach Paris, wo er Georges Braque, Pablo Picasso, Max Ernst u.a. begegnete. Nach dem vorzeitigen Abbruch der Essener Ausstellung „Zeichen und Bilder“ durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Ritschl als „Entarteter Künstler“ diffamiert. Nach 1945 avancierte er aber zu einem bedeutenden abstrakten Maler des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Das vorliegende Gemälde zeigt eine im Werkverzeichnis von Wolff Mirus – Schüler von Otto Ritschl und seit frühester Jugend mit ihm vertraut – nicht aufgeführte Arbeit. Unter den für das Jahr 1919 lediglich 9 genannten Werken findet sich kein ähnliches Motiv, so daß das frühe Stilleben mit Philodendron eine Ausnahmestellung einnimmt. Die Komposition zeigt in einem interessanten Blickwinkel eine hinter einem großen, aus einem Topf wuchernden Blatt fast versteckte Buddha-Statue. Die einzelnen Motive stellen Reminiszenzen an verschiedene Stilrichtungen dar: die Pflanze weist in nüchterner Auffassung auf eine deutliche Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit hin, so wie die Statue auf das Interesse der Expressionisten an der Kunst und Kultur außereuropäischer Völker; auch die Früchte im Vordergrund erinnern an französische Stillleben in der Art von Cezanne. Wolff Mirus bestätigt in einer Mail vom 4. September 2025 die Authentizität des Gemäldes und bezeichnet es als „hübschen Volltreffer“ und „kleinen Schatz“. Auf Spannrahmen. [bg]
