Von einem Teller speisende, junge Frau.
Monogrammiert. Auf festem chamoisfarbenem Vélin. 21 x 13,5 cm. Das vorliegende Blatt ist in die Reihe der sog. „Ballstudien“ einzuordnen. Es handelt sich hierbei um eine Studie zu dem berühmten Gemälde „Das Ballsouper“, das Menzel 1878 vollendete. Es wird seit dem Ankauf im Jahr 1906 als eines der bedeutenden Hauptwerke Menzels in der Nationalgalerie in Berlin ausgestellt (Inventar-Nr. A I 902). In der für ihn charakteristischen Weise zeigt der Künstler, leicht von oben betrachtet, die Halbfigur einer dekolletierten jungen Dame. Sie hat den Blick leicht nach unten gesenkt und ist gerade dabei, etwas von dem Teller in ihrem Schoß aufzunehmen. Die festliche Kleidung der jungen Frau mit den Handschuhen unterstreicht die Ballatmosphäre. Für den Vordergrund des Gemäldes schuf Menzel eine Reihe von Studien von jungen Ballbesucherinnen, die – wie auch das vorliegende Blatt – in das endgültige Gemälde aufgenommen wurden. Diese Zeichnungen finden sich u. a. in der Nationalgalerie Berlin (Inventar-Nr. 220) sowie in der Graphischen Sammlung München (Inventar-Nrn. 33335 und 38612). „Seit er am Krönungsbild [König Wilhelm I] gearbeitet hatte, war Menzel häufig zu Hofe geladen. […] Bis in seine letzten Jahre hinein besuchte er die großen Hofbälle, auf denen man sein Beobachten und Skizzieren duldete, auch wenn er dazu mitunter auf einen Tisch kletterte. Die über viele Jahre hin entstandenen „Ballstudien“ bilden auch dem Stil nach eine Werkgruppe für sich, die in einer roten Tasche im schwarzen Spind des Ateliers aufbewahrt wurde. ‘Das Ballsouper’ bietet eine Synthese dieser Beobachtungen. Das von Motiven überquellende, räumlich komplexe Bildgeschehen mußte sich auf der Leinwand selbst ordnen, denn der späte Menzel vermied es, Bilder zu entwerfen. Daher ein mosaikartiges, verwirrendes Vielerlei… In der großen Pause zwischen den Tänzen, während der Hof sich bereits zurückgezogen hat, bedient sich die zweite Garnitur der Gäste am Büffet. Die Damenwelt beherrscht die rechte Bildhälfte, die linke ist das Reich der Herren. Überall Unbequemlichkeiten und Ablenkungen. Allen Höflichkeiten zum Trotz behindert jeder jeden“ (https://recherche.smb.museum/detail/962848/das-ballsouper). Provenienz: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das vorliegende Blatt auf Empfehlung von Hans Thoma, damals Direktor der Kunsthalle Karlsruhe und Professor an der Großherzoglichen Kunstschule, von Karl Malsch, Karlsruhe gekauft. Seitdem Süddeutsche Privatsammlung.
